Wag the Dog, der Fall Skripal und syrische Chemiewaffen

Die britische Premierministerin Theresa May und ihr amerikanischer Amtskollege Donald Trump standen unter erheblichem Druck: May wird chaotisches Management und Inkompetenz in Sachen des EU-Austritts vorgehalten, bei Trump ist der Vorwurf von Chaos und Inkompetenz schon gar nicht mehr auf einzelne Aufgabengebiete beschränkt. Zur Ablenkung von Medien und Öffentlichkeit ereigneten sich – welch glückliche Fügung – Giftanschläge: Erst auf Vater und Tochter Skripal, dann auf die syrische Stadt Duma. Wirklich belastbare Beweise existieren in beiden Fällen nicht. Doch die feste Überzeugung von May, Trump oder auch Merkel von der Verantwortung Russlands für diese „Gräueltaten“ genügt vollkommen, um im ersten Fall eine veritable diplomatische Krise und im zweiten Fall einen militärischen Gegenschlag auszulösen, den viele Beobachter als großen Schritt zurück in den Kalten Krieg sehen. Dabei ist die Auflösung doch so einfach: Die Inszenierung dieser Krisen lenkt so wunderbar ab von den eigentlichen Themen: Der Inkompetenz und Selbstherrlichkeit von May, Trump und Kollegen.

Unausgewogene Themenauswahl

Der 287. Tweet von Donald Trump, die Neujahrsansprache der Kanzlerin oder angeblich zahlreiche „lebensbedrohende Attacken“ auf Polizeibeamte: Mit solchen „Nachrichten“ werden die Webseiten voll gemacht. Tätliche Angriffe auf Flüchtlinge?! Fehlanzeige! Die eigentlichen Ursachen für die Leistungsmängel der Polizei?! Interessieren nicht!
Die systematische Unausgewogenheit bei der Auswahl der Themen weckt massive Zweifel an der Qualität und den eigentlichen Absichten eines solchen Journalismus.