Journalismus UND fachliche Kompetenz:
Geht beides zusammen??
Geht beides zusammen??
Wenn man Fachleute anspricht auf den jüngsten Fernseh- oder Zeitungsbeitrag über ein Thema aus deren Fachgebiet, kommt häufig nur enttäuschtes Abwinken: Der Beitrag sei oberflächlich gewesen, viele Erklärungen falsch, wesentliche Zusammenhänge unter den Tisch gefallen.
Fragt man die Redaktion nach den Ursachen, so heißt es, dass "in Eins-Dreißig" (gemeint sind 90 Sekunden) eben nicht mehr drin war für das Thema.
Journalisten verweisen auf den immensen Zeitdruck, unter dem Beiträge entstehen müssen. Auf den Kostendruck in den Redaktionen. Auf den enormen Wettbewerb, weil tausende von früher Festangestellten inzwischen "Freie" sind und sich mühsam finanziell über Wasser halten können. Denn bei einem Honorar von ca. einem Euro pro Druckzeile sind aufwändige Recherchen einfach nicht möglich.
Journalismus in seiner aktuellen Ausprägung
Ich hatte diese Situation von einer anderen Seite erlebt: Nach 35 Jahren als GmbH-Geschäftsführerin und 25 Jahren als Projektleiterin für landesweit eingesetzte polizeiliche Informationssysteme versuchte ich MEHR Information über DIESES Thema zunächst an Redaktionen und damit an die Öffentlichkeit bringen. Denn es wurde darüber sehr viel Halbwahrheit und Ganz-Unsinn verbreitet. Dabei machte ich EINE fundamentale Erfahrung: Es war nahezu unmöglich, selbst große TV- oder Print-/Online-Medien für dieses Thema - Polizei und ihre Informationssysteme - zu interessieren, trotz fundierten, gut recherchierten und bestens belegten Informationen. Das fand ich befremdlich, ausgerechnet bei einem Thema, das eigentlich JEDERMANN, und gerade auch Journalisten [1] [2], aus heiterem Himmel betreffen kann.
Das Geschäftsmodell von Rundfunk- und Fernsehanstalten und großen Zeitungsverlage hat sich im digitalen Zeitalter radikal gewandelt: Typisch ist, was die Verlagsgruppe Axel Springer SE, dazu in ihrem Geschäftsbericht [3] sagt:
"Das Segment News Media (= digitale und Print-Angebote der Bild- und der Welt-Gruppe) umfasst im Wesentlichen Geschäftsmodelle, deren Grundlage die Erstellung von Inhalten ist und die durch zahlende Leser und/Werbung finanziert werden."
Woraus im Umkehrschluss folgt: Inhalt muss dem Rezipienten "schmecken", um möglichst viel Werbung zu verkaufen.
[1] Geschäftsbericht 2019 der Axel Springer SE, Seite 16
Professioneller Journalismus ist heute wichtiger denn je
Als ich, Ende der 1970-iger Jahre in München Zeitungswissenschaft studierte, wurden die Aufgaben von Journalismus noch ganz anders definiert. Otto B. Roegele, der erste Lehrstuhlinhaber an diesem Institut an der LMU München, sah die VERMITTLUNG als die zentrale Funktion des Journalismus, also
"die Benachrichtung der Zeitgenossen über das, was in der Welt vorgeht, über die Probleme, die für sie von Belang sind, über die Möglichkeiten, die zur Lösung dieser Probleme existieren, über die meist gegensätzlichen Meinungen, die darüber geäußert werden und über die Ursachen, Zusammenhänge, Bedingungen, Folgen (...,), die dabei zu berücksichtigen sind.
Dazu kommt als zweiter nicht minder wichtiger Zweck die möglichst zuverlässige Besorgung des wechselseitigen Austauschs von Ideen, Meinungen, Interessen und Zielvorstellungen, die von einzelnen Gruppen, Verbänden und Institutionen verlautbart werden und in das 'Zeitgespräch der Gesellschaft' einzubringen sind." [1]
[1] Walter Hömberg, Münchener Beiträge zur Kommunikationswissenschaft Nr. 5 (April 2006): Die Verantwortung des Journalisten
Diese eigentlichen Aufgaben von Journalismus gehen unter ...
- wenn Content nur noch Mittel ist, um Werbeeinnahmen zu generieren:
Eine Rückbesinnung auf diese eigentlichen Aufgaben des Journalismus erscheint mir heute wichtiger denn je: In Zeiten von Leitmedien, die uniforme Nachrichten und gleichgeschaltete Meinungen verbreiten und deren Geschäftsmodell - siehe als Beispiel die Medien des Hauses Springer - 73% ihrer Umsatzerlöse mit Werbung generieren. - wenn zu wenige Medienkonsumenten erkannt haben - und bereit sind, die Konsequenzen daraus zu ziehen, dass sie den scheinbar kostenlos verfügbaren Content im Internet bezahlen mit ihren eigenen Daten.
- wenn die scheinbare Freiheit jedes einzelnen, sein eigener Broadcaster zu sein, ins Internet hinauszuposauen, was er für "News" und (richtige) Meinung hält: Dann drücken die 'Sozialen Medien' mit ihrem Orkan aus Fake News und Meinungsmache qualitativ hochwertige und belegte Information immer mehr an die Wand.
Solche Portale "sozial" zu nennen ist der Gipfel des Zynismus, wenn man berücksichtigt, dass dadurch Kindern und Jugendlichen mit billigen "Likes" das Erlernen und Einüben von eigenem Fragen, Denken und Problemlösen abgekauft wird.
CIVES Redaktionsbüro GmbH
habe ich 2013 gegründet auf der Basis meiner kaufmännischen, technischen und journalistische Ausbildung, Fachkenntnis und Berufserfahrung;
als finanziell und redaktionell unabhängige Organisation;
mit dem Ziel, Vermittlung zu betreiben und Gelegenheit zu bieten für ein Zeitgespräch der Gesellschaft im oben definierten Sinne - auf eigenen Kanälen oder über Kooperationspartner, denen die Definitionen von Roegele auch noch, wie mir, die Leitlinien vorgeben für ihr journalistisches und publizistisches Handeln.
Der Name 'CIVES'
lateinisch für "die Bürger" oder "für die Bürger", ist Programm: Denn CIVES möchte Bürger - auch über "seine" komplexen Fachthemen - kritisch mit Information umzugehen und eigenständig zu denken und auf dieser Basis für sich selbst, ihre Familien und Unternehmen zu entscheiden.
Für wen Cives arbeitet
- CIVES betreibt fachspezifische Blogs, darunter POLICE-IT.Net, den führenden Blog in Deutschland über Polizei und ihre Informationssysteme,
- beliefert Online-Medien im weiteren Themenumfeld mit Fachbeiträgen zu seinen Fachgebieten und
- berät Journalisten, Juristen, Abgeordnete und Öffentlichkeitsarbeiter zu diesen Fachthemen.