Der Spiegel als Bollwerk der Atlantiker

Der Spiegel legt wieder einmal eine Arbeitsprobe seines „Könnens“ in Meinungsmache vor. Wieder einmal trifft es die Linken – und viele Menschen in diesem Land. Die – anders als der Spiegel – nicht als Gott gegeben hinnehmen, wenn sich die USA und zwei ihrer Verbündeten als Weltpolizisten aufspielen – und ganz am Rande noch einen Konflikt mit Russland in Kauf nehmen. | Lesedauer: Ca. 3 Minuten

Die USA, Großbritannien und Frankreich haben bekanntlich in der letzten Woche einen „Militärschlag“ gegen Syrien ausgeführt. Es sollte dies eine Sanktion sein auf einen Chemiewaffenangriff (von Syrien?) auf die nahe bei Damaskus gelegene syrische Stadt Duma. Bisher gibt es weder objektive Beweise für diesen Angriff, demzufolge kann es auch noch keine Beweise geben, wer eigentlich diese Chemiewaffenangriff angeordnet bzw. ausgeführt haben soll.

Die Haltung in Deutschland zu einer militärischen Intervention in Syrien ist eindeutig:

„Soll eine militärische Intervention in Syrien erfolgen? Sollte sich Deutschland daran beteiligen?“
Quelle: Statista | https://de.statista.com/statistik/daten/studie/269183/umfrage/umfrage-zu-einem-militaereinsatz-in-syrien/

83% der Befragten sagten, dass diese Option auf gar keinen Fall in Frage komme bzw. nur mit einem Mandat der Vereinten Nationen. Dieses lag bekanntlich nicht vor, dennoch fühlten sich die USA, Großbritannien und Frankreich zu diesem „Militärschlag“ berechtigt. Auf ein UN-Mandat habe man „nicht warten können“ erklärte die britische Premierministerin Theresa May.

Friedenskundgebung der Linksfraktion

Die Linksfraktion im Bundestag hatte gestern Abend zu einer Friedenskundgebung vor dem Brandenburger Tor aufgerufen. Sie wollte damit „ein Zeichen setzen für Deeskalation im Syrien-Konflikt“. Und bedankte sich bei 1.500 Menschen für die Teilnahme. [1]

Politredakteur Kevin Hagen von Spiegel Online sah darin vor allem eines [2]: Propaganda der Linken zugunsten Russlands und seines Präsidenten Putin: Die Linken „mobilisieren“ gegen die westlichen Angriffe in Syrien, beginnt sein Artikel. Und mit ähnlicher verbaler Aufrüstung geht es weiter: „Wenn die Linken etwas können, dann ist es demonstrieren“. Sahra Wagenknecht, eine von mehreren RednerInnen, ist „Superstar der Linken“, Parteivorsitzender Bernd Riexinger „drückt sich durch die Reihen“, die Teilnehmer sind „gerüstet für den Protest, u.a. mit „Luftballons mit Friedenstauben“. „Wenn es um die Rolle des Westens geht“, läuft der linke Empörungsmotor sofort auf Hochtouren“. In diesem Stil geht es weiter. Der Autor will damit klarmachen, dass „die Linken“ mit „Denunziation und Propaganda“ keine Kritik an Assad äußern, bzw. nicht wahrnehmbar seien zur Frage „warum Russland das alles mitträgt“.

Er muss sich die gleiche Frage quasi spiegelverkehrt gefallen lassen: Warum schreibt ein Politredakteur im Spiegel und warum veröffentlicht dieser vollkommen unkritisch ein solches Werk der Meinungsmache. Das unter der Zwischenüberschrift „Linker Empörungsmotor“ anmerkt: „Natürlich ist es legitim, die Angriffe des Westens zu kritisieren, ihre Rechtmäßigkeit anzuzweifeln. „Schließlich gab es dafür kein Uno-Mandat …“ Sich auf dem Rest der drei Seiten dann jedoch in Linken-Bashing ergeht und damit auch die berechtigten Sorgen vieler Menschen, die in der oben zitierten Umfrage zum Ausdruck kommen, schlichtweg ignoriert.

Sich zu mokieren, wie Spiegel-Redakteur Kevin Hagen, über Schilder von Demonstranten mit der Aufschrift „Danke Präsident Putin für Ihre Besonnenheit“ fällt auf den Verfasser zurück: Es belegt sein beachtliches Ausmaß an Überheblichkeit und Ignoranz und provoziert die Frage, in wessen Auftrag bzw. mit wessen Billigung solche Machwerke produziert werden und erscheinen.

Übrigens: Auch im Spiegel gibt es andere Stimmen: Siehe dazu: ‚Bomben auf Syrien – Unser Krieg –
Trump wirft die guten Bomben, Assad und Putin die bösen? Nein. Nirgends entlarvt sich westliche Heuchelei so wie in Syrien. Auch wir tragen Schuld an diesem Krieg. Ein Kommentar von Jakob Augstein vom 16.04.2018

Quellen

[1]   Videomitschnitt der Reden von der Friedenskundgebung der Linksfraktion am 18.04.2018 in Berlin
https://www.facebook.com/linksfraktion/videos/10155561219193434/

[2]   Putins Bollwerk in Berlin, 19.04.2018, 03:17 Uhr, Spiegel Online
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/die-linke-und-der-syrien-konflikt-bollwerk-fuer-wladimir-putin-in-berlin-a-1203655.html

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https://cives.de/wag-the-dog-der-fall-skripal-und-syrische-chemiewaffen-7664

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2 Gedanken zu „Der Spiegel als Bollwerk der Atlantiker“

  1. Frau May sieht politisch äußerst schlecht aus – oder ahmt sie jetzt die „Eiserne Lady mit ihrem Falklandkrieg nach ? Macron hat ebenfalls innenpolitisch genug um die Ohnren und beweist, dass er hoffungslos mit diesem Amt überfordert ist und Trump, dieser große, wichtigtuerische Schreihals, der scheinbar aus den Windeln immer noch nicht heraus gewachsen zu sein scheint – obwohl er so tut als ob und viele Wähler und auch mich kräftig blendete, als er von Frieden mit Russland und Syrien sprach – haben ihr Gewissen und Wissen irgendwann auf dem Weg nach „Oben“ an den Teufel der Macht verkauft.

    Jedenfalls gehören alle drei nach Den Haag. Trump wird evtl. daran vorbeikommen, weil die USA Den Haag – man sieht jetzt auch die Gründe – bisher abgelehnt und für sich nicht als zuständig angesehen haben.

    Dass der einstmals große Spiegel über die Jahre und gerade jetzt, wo es darauf ankommt, guten, ehrlichen und neutralen Journalismus zu haben, zu einem derartig unseriösen Giftzwerg schrumpfen konnte, ist einfach nur traurig. Seine Journalisten verhalten sich wie Lakaien die vor Königs Gnaden so tief buckeln, dass sie nur noch die Schuhe der Erlauchten sehen und nicht die militanten Gruppen, die das Bomben und die Zerstörung ganzer Länder zu verantworten haben.

    Es wird Zeit, dass sich Völkerrechtsjuristen dieser Sachen konsequent annehmen und auch der UN-Sicherheitsrat in Aktion tritt und öffentlich gegen diese respektlosen Länder vorgeht, die einfach machen, was sie wollen. Die Welt kann in Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit leben, wenn diejenigen, die Veranwortung in hohen Ämtern haben, endlich ihre Macht nutzen und diesem verbrecherischen, kriegerischen Morden ein Ende setzen.

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