Einheitsbrei und zweifelhafter Nutzen

Persönliche Beobachtungen über Journalismus im Jahr 2017 aus der Sicht des Konsumenten:

  • Hundertfach der gleiche Einheitsbrei durch Agenturmeldungen und
  • Beispiele (Welt, Merkur) für zweifelhaften Nutzen

Meinungsmache mit Hilfe der Polizeilichen Kriminalstatistik

Mit Update vom 28.04.2017
Der Bundesinnenminister und der derzeitige Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Sachsens Innenminister Ulbig, haben am Montag die Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2016 in der Bundespressekonferenz vorgestellt. Das Thema war allerdings bereits ‚durch‘ in der Presse, dank eines durchgestochenen Dokuments, auf das sich „exklusiv“ schon am Wochenende die Welt berief: „Zahl der tatverdächtigen Zuwanderer steigt um 52,7 Prozent“ lautete die Überschrift. Die lockte jeden Leser auf eine falsche Fährte. Der glaubt nämlich, dass alle „Zuwanderer“ verantwortlich dafür sind, dass „die Kriminalität“ um mehr als die Hälfte gestiegen ist. Ein in der PKS außerordentlich unglücklich, weil gewählter (sic!) Begriff („Zuwanderer“) wurde damit zur Grundlage für die größte Fake News Blase der letzten Wochen.

Ist richtig oder falsch eine Frage des politischen Lagers?

Ein Beispiel für die zunehmend unsachliche politische Debatten-Kultur (?) gibt dieser Tage die Linkspartei ab. Dort erregt man sich – wieder einmal – über Sarah Wagenknecht, eine der beiden Fraktionsführer im Deutschen Bundestag. Und Teile der Presse nutzen dies als ideale Gelegenheit, um gegen Wagenknecht zu indoktrinieren. Dabei werden Behauptungen aufgestellt, die mit dem, was Wagenknecht tatsächlich gesagt hat, wenig zu tun haben. Doch wer liest schon das Original?!

Krieg in Syrien und Turnhallen in Deutschland

Stefan Kornelius, Leiter des Ressorts Außenpolitik der Süddeutschen Zeitung, weiß, was wirklich wichtig ist. Der Krieg in Syrien hat den Belegungsplan jeder dritten deutschen Gemeindeturnhalle verändert“ stellt er in einem Kommentar fest. Die Überschrift seines Kommentars zeugt von ähnlicher Empathie für die Betroffenen, sie lautet: „In der syrischen Katastrophe ist nichts zu gewinnen“.

Ist das noch Journalismus oder kann das weg?!

Dorothea Siems, die „Chefkorrespondentin für Wirtschaftspolitik“ der Welt kriegt Schnappatmung: „Amerika darf nicht sozialdemokratisch werden“ fleht sie in der Welt. Der Grund dafür heißt Bernie Sanders. „Europas überbordender Wohlfahrtsstaat ist sein Vorbild. Sollten nun auch noch die USA diesen Weg einschlagen, hätte das schlimme Folgen.“ so die Chefkorrespondentin. Denn Sanders, der „bekennende Sozialist“, „kämpft für … Weiterlesen …

Was hat die ‚Welt‘ gegen die Polizei Brandenburg?

Die Zeitungsgruppe aus ‚Welt am Sonntag‘ (WamS) und ‚Welt‘ verbeißt sich seit dem Wochenende in den ZDPol – den Zentraldienst der Polizei des Landes Brandenburg. Das ist die Behörde, die für die Beschaffung von Ausrüstung für die Polizei in Brandenburg zuständig ist. Drei Artikel gab es seitdem, in denen eine relativ dünne Information immer wieder aufgebrüht wird, garniert mit Spekulationen über mögliche Abgriffe von Informationen aus brandenburgischen Polizei-Computern durch den russischen Geheimdienst. Was hat die ‚Welt‘ gegen den ZDPol??

Sorge um Stephan-Andreas Casdorff

Hat er was genommen? Übt jemand Druck auf ihn aus? Oder was sonst ist gefahren in Stephan-Andreas Casdorff, den langjährigen Chefredakteur des Tagesspiegels?
Die Fragen stellen sich im Zusammenhang mit seinem Jubelartikel [1] zum zehnten Amtsjubiläum der Kanzlerin.

„Der Bundeskanzler hat qua Amt Anspruch auf die … Anrede „Exzellenz“. … Unsere Kanzler haben sich das im Amt verdient, mindestens redlich zu verdienen versucht. Wohl dem Land, das das über seine Regierungschefs sagen kann.“

Auf ein paar hundert Milliarden mehr oder weniger kommt es beim Focus nicht an

Die Welt veröffentlicht eine Übersicht der Jahresumsätze der großen Terrororganisationen: Mit zwei Milliarden Dollar pro Jahr liegt der IS an der Spitze.
20151119 Welt Infografik Jahresumsatz IS

Aus Sicht des Focus kommt es auf ein paar Nullen mehr oder weniger nicht an: Dort wird aus dem JahresUmsatz von zwei Milliarden Dollar ein TagesVerdienst von 2 Milliarden Euro.
20151119 Focus Tagesumsatz IS

Falscher geht’s wirklich nicht mehr …

Die bemerkenswerten Einsichten investigativer Journalisten

Die derzeit bekannteste Kooperative des investigativen Journalismus – SZ, NDR und WDR – hat eine neue Form der journalistischen Quellenausschöpfung entwickelt. Ihre Einsichten in (geheime) Unterlagen aus dem Kanzleramt belasten die Kanzlerin und ihre Regierung. Dennoch bleibt der sonst übliche Aufschrei aus und verlangt niemand die Verfolgung der Geheimnisverräter.
Der erste Artikel verpuffte ohne wesentliche Wirkung. Danach mussten sich ein Abteilungsleiter des BND und der BND-Präsident Schindler selbst einer hochnotpeinlichen Vernehmung im NSA-Untersuchungsausschuss stellen. Kurz darauf enthüllt die Süddeutsche Zeitung weitere „Einsichten“: Genau betrachtet, ein Aufguss des ersten Artikels. Aber erneut eine Belastung für die Kanzlerin. Cui bono?